Häuser um die Eiche
Neubau
Einfamilienhaus in Burgdorf
2012-2014
Dieses Objekt wurde von der Architektenkammer Niedersachsen für den Tag der Architektur 2015 und für die Wanderausstellung „Auf den zweiten Blick“ 2016 ausgewählt.
Auf einem ehemaligen Sportplatz nordöstlich der Burgdorfer Innenstadt ist ein neues Einfamilienhausquartier entstanden. Ein letztes Grundstück in Randlage galt wegen einer großen schützenswerten Eiche als unbebaubar, bis eine sechsköpfige Familie es erwarb und unser Büro mit der Planung ihres Wohnhauses betraute.
So wurden zwei schmale, schlichte Satteldachhäuser L-förmig um die Eiche platziert – das größere, zur Straße giebelständige „Elternhaus“ und das etwas kleinere „Kinderhaus“ an der rückwärtigen Grundstückgrenze. Eine verglaste Eingangsfuge zwischen den beiden Baukörpern und ein kubischer Anbau an der Straßenseite ergänzen die beiden Langhäuser zu einem hofartigen Ensemble mit der Eiche im Mittelpunkt und dem übrigen erhaltenen Baum- und Buschbestand als Gegenüber.
Das Elternhaus ist zweigeschossig organisiert: das Erdgeschoss nimmt die gemeinsamen Nutzungen in einer großen Wohnküche und einem kleinem, intimen Sitzbereich auf. Das Dachgeschoss umfasst Schlafzimmer, Ankleide, Bad und bietet von einer Arbeitsgalerie und einer Dachterrasse vielfältige Durch- und Ausblicke ins Innere und Äußere. Das Kinderhaus ist eigentlich eine große Halle, in die die verschachtelte Raumstruktur der Kinderzimmer mit ihren jeweils zwei Ebenen möbelartig als Holzkonstruktion eingestellt wurde. Den Zimmern vorgelagert sind ein gemeinsamer Spielflur und das Kinderbad. Die Nutzung des Kinderhauses ist künftig – mit modifizierter oder entfernter Innenstruktur – auch als „Altenteil“, als Einlieger- oder Gästewohnung, als Arbeitsatelier etc. denkbar. Entstanden ist ein Wohnhaus, dessen Nachhaltigkeit sich durch die Anpassungsfähigkeit auf künftige Anforderungen zeigen wird – ein Haus, das auf mehrere Generationen ausgelegt ist und dennoch eine maßgeschneiderte Lösung für die aktuelle Lebenssituation bietet.
Das monolithische Mauerwerk aus porosierten Hochlochziegeln machte ein Wärmedämmverbundsystem aus mineralölhaltigen Dämmstoffen für die Putzfassade überflüssig; das Gebäude wird mit einer innovativen Hybrid-Wärmepumpe mit Energie für Heizung und Warmwasser versorgt.
Um eine geradlinige Geometrie und eine ruhige Gesamtwirkung zu erzeugen, wurde auf die zusammengefügte Kubatur aus mehreren Baukörpern mit einer weitgehenden Reduktion konstruktiver Vor- und Rücksprünge reagiert: Traufen, Ortgänge und Fenster schließen fassadenbündig ab. Der Schlammton des Putzes findet seine farbliche Entsprechung im partiell eingesetzten graubunten Klinker und in der Deckung mit grauen Flachziegeln.
Bauherr
privat
Wohnfläche
185 m²
Nutzfläche
21 m²
Primärenergiebedarf
56,6 kWh/(m²a)
Anforderungswert KfW 70 (EnEV 2009)
64,8 kWh/m²a
Bruttobaukosten
396.000 €
Fotos: Frîa Hagen